Das Geheimnis der Zauberschwämme und Schmutzradierer: Gelüftet

Wer kennt Sie noch nicht? Alle namhaften Reinigungsmittelhersteller bewerben ihre Zauberschwämme und Schmutzradierer. “Ein neuartiger Schwamm, der alle Verunreinigungen beseitigt!” So oder ähnlich lauten die Versprechen. Und das schlimme daran ist: Es stimmt!

 

Zumindest was dünnflächige Verunreinigungen (Spuren von Schuhen, leichter Kalkansatz, Marker oder Stifte und Fettschichten) anbetrifft, sind die Schwämme ideal. Kurz angefeuchtet, leicht drüberwischen, sauber.

So stellt sich natürlich die Frage, wie funktioniert das alles? Was für ein neuartiger Reiniger befindet sich in den – meisst weissen – Schwämmchen? Das muss ein Monster-Reiniger sein, der alles weg bekommt und trotzdem braucht man keine Handschuhe dafür.

Das Geheimis der kleinen Schwämme liegt in der Tat in ihrem Inneren. Es handelt sich dabei um den Kunststoff Melamin (nicht zu verwechseln mit dem Farbstoff Melanin!). Melamin besteht aus vielen verwebten Partikeln. Gibt man dazu ein wenig Wasser, so lösen sich die Partikel und reiben an der Oberfläche. Dies führt dazu, dass die Verunreinigungen durch die Nanopartikel weg geschmirgelt werden. Die “verbrauchten” Nanopartikel werden wieder vom Schwamm aufgenommen und so “verbraucht” sich der Schwamm und die behandelte Oberfläche ist sauber! Nur auf kratzempfindlichen Oberlächen (z.B. Lack) sollte man beim klassischen Putztuch bleiben.

Historisch gesehen gibt es das Material bereits seit 1834. Melamin wurde hauptsächlich als Dämmstoff (Akustik) oder als Polster (z.B. in Flugzeugen) verwendet. Aufgrund der hohen Hitzebeständigkeit (bis ca. 250 – 300 Grad) fand das Material hauptsächlich Verwendung in der Industrie. Wie jemand auf die Idee kam, mit dem Material sauber zu machen, ist heute nicht mehr nachvollziehbar 🙂

Im Einzelhandel kosten 2 Schwämme ca. 3 Euro. Besorgt man sich das “Rohmaterial für den ursprünglichen Zweck” direkt bei Händlern (z.B. Händler für Schalldämm-Material), so gibt es 100 x 50 x 3 cm große Platten für ca. 13 Euro. Aus diesen Platten können dann 100 (!!) Schwämme ausgeschnitten werden und man zahlt somit pro Schwamm nur noch 13 Cent. Hauptsächlich wird das Material von BASF unter dem Namen BASOTECT hergestellt.

Es lohnt sich wirklich, die Schwämme auszuprobieren: Statt aggressiven Reinigern gibt’s einen selbstverbrauchenden Schwamm. Umweltverträglich und ganz ohne lästiges Scheuern. Nur – wie bereits oben erwähnt – auf kratzempfindlichen Oberlächen (z.B. Lack) sollte man beim klassischen Putztuch bleiben.

You may also enjoy…